Teil 9 - Bange Minuten um Fippo

 

Was bisher geschah:

Fippo, der reiselustige Zottelhund, lebt schon eine geraume Zeit bei Marcel von Ani Swiss, obwohl er sich noch immer nach seiner Heimat und Fadrina sehnt. An diesem Tag jedoch scheint es, als könnte sein grösster Wunsch in Erfüllung gehen. Alles beginnt so gut, aber dann schwebt Fippo plötzlich in Lebensgefahr...

 

„Irgendetwas ist im Busch, ich merke es ganz genau. Marcel hängt ständig am Telefon. Seit ich ihn kürzlich «Fadrina» habe sagen hören, kann ich kaum mehr schlafen vor Aufregung. Ich döse nur und blinzle mit einem Auge. Nicht, dass Marcel zu Fadrina fährt und mich vergisst! Woher kennt er sie überhaupt? Was hat sie im Telefon gemacht? Manchmal wünschte ich, ich könnte diese merkwürdige Menschensprache besser verstehen. Mein kleiner Kumpel hier, Bodesurri, versteht sie auch nicht – und die Welt noch weniger.

Vorher war ich stets zu einem Spass aufgelegt und bin mit ihm im Lager um die grossen Futtersäcke geflitzt, oder wir haben zusammen Jagd auf eines der unglaublich guten Bölleli gemacht, das in eine Ecke gekullert war. Jetzt hingegen bin ich viel zu angespannt für solche Tollheiten. Wenn er mich zum Spiel auffordert und anspringt, knurre ich genervt. Dann trollt er sich, und schon tut mir der kleine Kerl unsagbar leid. Ich würde ja gern mit ihm spielen, aber das geht einfach nicht, ich kann Marcel nicht aus den Augen lassen.

An diesem Morgen noch weniger als sonst. Ich spüre nämlich, dass heute etwas Grosses passieren wird. Marcel läuft die ganze Zeit hin und her, meistens telefoniert er dabei. Moooment, habe ich soeben richtig gehört? Psst! Ja! Er hat es wieder gesagt! Laut und deutlich! Fadrina!

Sofort schnelle ich von meiner Decke hoch. Mein Schwanz wedelt so heftig und so schnell, dass ich Schiss bekomme, er könnte abbrechen. Bodesurri interpretiert das natürlich sofort als Spiellaune und springt auffordernd um mich herum. Ich bin so aus dem Häuschen, dass ich laut zu bellen beginne, das mache ich sonst nie.

«Ja, du darfst mitkommen!», sagt Marcel und packt meine Decke, meinen Napf und zwei Wasserflaschen in eine grosse Tasche. «Mitkommen» verstehe ich. Wenn ich jetzt noch wüsste, wohin? Aber Marcel marschiert schon Richtung Lager, holt dort noch einen Futtersack und lädt alles auf einen Transportwagen, dann pfeift er leise.

Bodesurri und ich kommen angeschossen, und beinahe hätte ich Bodesurri umgeworfen, so ungestüm bin ich vor Vorfreude. Erst in meiner Box im Auto komme ich wieder zur Ruhe. Während Bodesurri neben mir schon leise schnarcht und ab und an im Schlaf mit den Beinen zuckt, schaue ich hellwach zum Fenster hinaus und versuche krampfhaft, irgendetwas zu erkennen, das mir verrät, dass ich auf dem Weg zu Fadrina bin. Aber ich sehe nur Autos, Autos, Autos, manchmal ein Gebüsch und jetzt; jetzt kommt ein grosser Berg, aber der sieht ganz anders aus als die Berge bei Fadrina. Enttäuscht lasse ich mich wieder auf die Decke plumpsen. Ohne, dass ich etwas dagegen tun könnte, fallen mir die Augen zu.

Ich erwache davon, dass jemand den Kofferraum öffnet. Frische Luft schlägt mir entgegen. Es riecht nach Wasser. Verwirrt schaue ich hoch, aber da ist nur Marcel, der meine und Bodesurris Box öffnet. «Kommt!», ruft er. Schlaftrunken torkeln wir hinaus.

Sofort stecke ich meine Schnauze in jeden Grasbüschel. So viele unbekannte Gerüche! Mmmh, hier war erst gerade eine Hundedame unterwegs. Ich schnüffle und schnüffle, und plötzlich stehen wir vor einem Fluss. Sofort stürze ich mich ins Wasser.

Es reisst mich mit, ich kann gar nichts machen. Und laut ist dieses Tosen. Ganz weit entfernt höre ich Marcel rufen. Ich sehe, wie er am Ufer entlang rennt. Ich möchte auch ans Ufer, aber das Wasser ist stärker. Es treibt mich immer mehr ab. Jetzt ist eine Welle genau über meinen Kopf gedonnert, das Wasser rinnt in die Augen, in meine Nase, ich schnappe nach Atem, kann nichts mehr sehen. Mit aller Kraft schwimme ich Richtung Ufer, doch werde sofort wieder abgetrieben. Mist!

Ich habe nicht gewusst, dass Fluten so heftig sein können. Schon wieder zieht es mich erneut unter Wasser. Schnell versuche ich aufzutauchen, doch der Sog zieht mich gleich wieder hinunter. Ich strample und strample wie noch nie in meinem Leben. Durch den Wasserschleier sehe ich Marcel und Bodesurri sprinten, Marcel fuchtelt mit den Armen. Da! Plötzlich spüre ich etwas unter meinen Pfoten. Sand. Ich kann wieder stehen! Das Wasser reicht mir nur noch bis zur Brust.

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Ich huste und röchle. Marcel ruft. Ich niese. Marcel ruft wieder. Zwischen ihm und mir ist ein recht breites Stück Wasser. Soll ich noch einen Moment ausruhen? Nein. Ich höre Bodesurri winseln und setze zur Überquerung an. Sofort spüre ich wieder dieses Reissen, aber nicht mehr so stark wie zuvor. Ich strample nochmal heftig, obwohl ich schon recht müde bin. Strampeln, strampeln, nicht aufgeben, sage ich mir. Bald bin ich wieder weiter vorne als Marcel, aber ich mache weiter. Strampeln, strampeln, strampeln. Jetzt fehlt nicht mehr viel. Noch einmal sammle ich alle meine Kräfte und schwimme so fest ich kann.

Marcel ist schon ganz nah. Er greift mit seinem Arm nach mir, kriegt mein Halsband zu fassen und zieht mich aus dem Fluss. «Oh, Gott sei Dank!», ruft er, und ich sehe ganz deutlich ein Tränchen in seinen Augen. Bodesurri tanzt um uns herum, als wäre er von einer Wespe gestochen worden. Ich schüttle das Wasser aus dem Fell und kann nicht mehr damit aufhören. Danach trotte ich ziemlich müde, aber sehr glücklich mit Bodesurri und Marcel zum Auto zurück. Nur das Wasser, das er mir anbietet, lehne ich ab. Wasser hatte ich nun wirklich genug!

Kaum liege ich wieder in der Box, schlafe ich ein, so nudelfertig bin ich. Ich höre nicht einmal mehr, wie Marcel den Motor startet. Irgendwann ist mir, als würde ich Fadrinas Stimme vernehmen. Oder ist das nur ein Traum?“


Hat Fippo wirklich Fadrinas Stimme gehört? Freue Dich auf die Fortsetzung!

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